Ratgeber Baustelle rechtzeitig winterfest machen

Winterlicher Rohbau

veröffentlicht am: 10.11.2025

Der Traum vom eigenen Zuhause kennt keine Jahreszeiten – viele Bauprojekte laufen auch dann weiter, wenn Schnee fällt und die Temperaturen sinken. Doch gerade in dieser Zeit ist besondere Aufmerksamkeit gefragt: Frost, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen können dem Rohbau erheblich zusetzen und teure Folgeschäden verursachen. Wer seine Baustelle rechtzeitig winterfest macht, schützt nicht nur die Bausubstanz, sondern spart am Ende bares Geld.

   

Während Schnee, Regen und Frost häufig eine Baupause erforderlich machen, setzen viele Bauherren die Arbeiten dennoch auch in den kalten Monaten fort. Besonders kritisch sind dabei Arbeiten mit Baustoffen wie Estrich, Putz oder Mörtel. Unterhalb von etwa +5 °C können diese Materialien ohne spezielle Zusatzmaßnahmen nicht mehr fachgerecht verarbeitet werden. Sinkt die Temperatur, verzögert sich die Abbindung oder sie findet gar nicht statt – mit Folgen wie mangelnder Festigkeit oder bleibenden Schäden an der Bausubstanz.

Aber auch wenn eine Baustelle völlig ruht, ist besondere Vorsicht geboten: Ein ungeschützter Rohbau reagiert empfindlich auf winterliche Witterung. Dringt Wasser in Mauern oder Decken ein, kann es bei Frost gefrieren, sich ausdehnen und so Risse, Abplatzungen oder Feuchtigkeitsschäden verursachen, was langfristig auch Schimmelbildung begünstigt.

   

Dach, Mauerkronen und Geschossdecken

Ein offener Dachstuhl ist im Winter besonders anfällig. Damit Kälte, Schnee und Regen keinen Schaden anrichten, sollte die Abdichtung unbedingt von erfahrenen Fachkräften übernommen werden. Mit der richtigen Schutzfolie lässt sich der Dachstuhl so sichern, dass er selbst längere Frostperioden problemlos übersteht. Auch die offenen Enden der Mauern – die sogenannten Mauerkronen – verdienen Ihre besondere Aufmerksamkeit. Ist das Dach noch nicht gedeckt, sollten Sie diese sorgfältig mit Baufolie abdecken. So verhindern Sie, dass Wasser in das Mauerwerk eindringt. Gefriert eingedrungene Feuchtigkeit, dehnt sie sich aus und kann zu gravierenden Frostschäden führen. Die Folge: Risse, mangelnde Tragfähigkeit und im schlimmsten Fall droht der Abriss. Ebenso wichtig ist es, offene Geschossdecken lückenlos mit Folie zu schützen, um Feuchtigkeitseintritt zu vermeiden.

   

   

Fenster, Türen und Rohre

Sobald das Dach steht, sollten Fenster, Türen und alle Öffnungen dicht und winterfest sein. Offene Fenster- oder Türöffnungen lassen sich einfach mit Folien verschließen, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Ein weiterer kritischer Punkt sind bereits verlegte Rohre. Regen- oder Schmelzwasser kann sich in Heizungs- und Wasserleitungen sammeln und gefrieren. Platzt ein Rohr, weil sich das Wasser darin bei Frost ausdehnt, drohen teure Folgeschäden. Deshalb ist es entscheidend, Leitungen entweder vollständig zu entleeren oder durchgehend für eine Beheizung des Rohbaus zu sorgen.

Auch die Fallrohre der Regenrinnen spielen eine wichtige Rolle beim Schutz des Rohbaus. Achten Sie darauf, dass Wasser zuverlässig vom Gebäude weggeleitet wird, damit sich keine Feuchtigkeit an den Außenwänden staut.

   

Kellereingang

Der Kellertreppeneingang ist eine oft unterschätzte Schwachstelle. Ohne Dach kann hier Regen- und Schmelzwasser ungehindert eindringen. Mit einfachen Mitteln wie Folien und Brettern lässt sich der Bereich zuverlässig abdichten. So vermeiden Sie stehendes Wasser im Keller – ein idealer Nährboden für Schimmel, wenn er über Wochen nicht trocknet. Auch offene Vorrichtungen für Leitungen und Rohre sollten mit Baufolie abgedeckt werden. So verhindern Sie auch hier, dass Wasser eindringt und Frostschäden verursacht.

   

Richtig heizen

Auch auf einer winterlichen Baustelle muss niemand frieren – vor allem nicht der Rohbau. Um Materialien zu schützen und den Baufortschritt nicht auszubremsen, ist eine kontrollierte Beheizung entscheidend. Dafür kommen mobile Elektro- oder Ölheizgeräte zum Einsatz: Elektroheizer eignen sich besonders für kleinere Innenräume, während Ölheizer genügend Power für größere Baustellen liefern.

Achten Sie darauf, eine gleichmäßige, niedrige Temperatur von mindestens 10 °C im Inneren zu halten. So beugen Sie nicht nur Frost- und Feuchtigkeitsschäden vor, sondern schaffen auch ideale Bedingungen für die Trocknung von Estrich, Putz und Co. Ebenso wichtig: regelmäßiges Lüften. Dadurch wird überschüssige Feuchtigkeit abgeführt – ein effektiver Schutz vor Schimmelbildung und stockender Bautrocknung.

   

Baumaterialien

Vergessen Sie außerdem nicht die gelagerten Baustoffe. Zement, Steine oder Holz verlieren ihre Qualität, wenn sie Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Mit einer wasserdichten und beschwerten Plane lassen sich diese Materialien zuverlässig schützen.

Zwar ist die Baufirma nach DIN 18299 grundsätzlich verpflichtet, für einen angemessenen Winterschutz zu sorgen. In der Praxis zeigen sich jedoch häufig Lücken zwischen Vertrag und Realität. Deshalb lohnt es sich, dass Sie als Bauherr selbst regelmäßig nach dem Rechten sehen. Ein kurzer Kontrollgang bei frostigen Temperaturen kann verhindern, dass kleine Mängel zu großen Problemen werden.

   


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