Wie man Licht gezielt als Gestaltungsmittel einsetzt
veröffentlicht am: 01.06.2025
In der Gartengestaltung denkt man oft zuerst an Farben, Pflanzen oder Materialien. Doch einer der wirkungsvollsten Faktoren wird dabei häufig unterschätzt: das Licht. Genauer gesagt: das Spiel aus Licht und Schatten. Es beeinflusst, wie man einen Raum wahrnimmt, wie man sich in ihm bewegt und wie man sich dort fühlt. Schatten strukturiert Flächen, verleiht Tiefe und erzeugt Atmosphäre. Man gestaltet mit Licht nicht nur Helligkeit, sondern auch Spannung, Ruhe und Dynamik.
Schatten entsteht nicht zufällig. Er kann bewusst geplant und genutzt werden, um Gärten lebendig, wandelbar und erlebbar zu machen. Gerade in der modernen Gestaltung, die mit klaren Linien, reduzierten Flächen und gezielten Akzenten arbeitet, ist der Einsatz von Licht und Schatten ein wesentliches Instrument.
Nicht nur in offenen Außenanlagen, sondern auch bei überdachten Übergangsräumen wie Wintergärten spielt das Wechselspiel zwischen Sonnenstand, Reflexion und Verschattung eine entscheidende Rolle. Wer hier klug plant, sorgt dafür, dass der Raum zu jeder Tages- und Jahreszeit stimmig wirkt – funktional und atmosphärisch.
Formen sichtbar machen: Wie Schatten Tiefe schafft
Schatten gibt Struktur. Während Licht beleuchtet, hebt Schatten hervor. Besonders bei plastischen Objekten, Skulpturen, bepflanzten Hochbeeten oder architektonischen Elementen kommt die räumliche Wirkung erst durch das Spiel von Licht und Dunkelheit zur Geltung. Man kann damit Blickachsen betonen, Übergänge definieren oder Ruhepunkte schaffen.
Die Veränderlichkeit des Sonnenstandes ermöglicht es, dass Gärten je nach Tageszeit immer wieder anders wirken. Was morgens noch diffus beleuchtet wird, zeigt sich am Nachmittag in klarer Kontur. Diese Dynamik erzeugt Spannung und Lebendigkeit – ein bewusst eingeplanter Schattenbereich kann ein Ort der Entschleunigung sein.
Typische Gestaltungselemente mit starker Schattenwirkung:
- Spalierbäume oder Solitärgewächse mit markanter Silhouette
- Pergolen, Lamellenstrukturen oder Rankgerüste
- Sichtschutzwände mit durchbrochener Fläche (z. B. Cortenstahl)
- Höhenversätze oder Mauern mit unregelmäßiger Oberfläche
- Lichtkegel durch gezielte Spot- oder Streifbeleuchtung
Wer die räumliche Wirkung solcher Elemente mit dem Sonnenlauf abstimmt, erzeugt gezielte Effekte. Schatten wird so zur gestalterischen Handschrift.
Schattenqualität: Nicht jeder Schatten wirkt gleich
Es gibt nicht den einen Schatten. Je nach Tageszeit, Himmelsrichtung, Witterung oder Material entsteht eine andere Lichtstimmung. Auch Pflanzen werfen differenzierte Schatten – beweglich, flirrend, weich. Architektur dagegen erzeugt oft harte, grafische Schattenspiele. In der Verbindung entsteht Kontrast, Tiefe und Komplexität.
Arten von Schatten im Gartenkontext:
Je präziser man diese Wirkungen kennt und steuert, desto gezielter lassen sich Stimmungen erzeugen. Dabei kann es sinnvoll sein, nicht überall gleichmäßig auszuleuchten – sondern bewusst mit Licht und Dunkelheit zu komponieren.
Lichtführung durch Raumaufbau
Wie sich Licht und Schatten im Garten verteilen, hängt maßgeblich vom räumlichen Aufbau ab. Höhendifferenzen, Ausrichtungen und Öffnungen steuern, wie Licht in den Garten fällt und wo Schattenbereiche entstehen. Wer diese Aspekte früh in der Planung berücksichtigt, schafft eine gestalterisch durchdachte Raumabfolge.
Maßnahmen zur gezielten Lichtlenkung:
- Höhenversätze schaffen abwechselnd beschattete und belichtete Zonen
- Terrassen oder Podeste leicht versetzt anordnen, um Lichtinseln zu bilden
- Mauern oder Hecken so setzen, dass sie gewünschte Schattenflächen liefern
- Raumkanten mit Lichtquellen definieren
- Offene und überdachte Bereiche bewusst gegeneinander setzen
So entstehen Räume, die nicht flächig ausgeleuchtet wirken, sondern durch Licht in ihrer Tiefe erfahrbar werden. Der Schatten definiert dabei nicht nur, was man sieht – sondern auch, wie man sich im Raum orientiert.
Schatten im Wandel der Zeit: Tages- und Jahreszeiten nutzen
Das Sonnenlicht verändert sich – im Lauf eines Tages, aber auch über das Jahr. Wer Schattenplanung ernst nimmt, denkt in Zeit. In einem gut gestalteten Garten gibt es zu jeder Stunde und jeder Saison interessante Lichtsituationen.
Typische Lichtverläufe, die man gestalterisch nutzen kann:
- Morgens: weiches, seitliches Licht erzeugt lange Schatten
- Mittags: steiles Licht, harte Kanten, ideal für vertikale Flächen
- Nachmittags: ruhige Kontraste, angenehme Streiflichter
- Winter: tief stehende Sonne, gezielte Lichtinseln möglich
- Sommer: hohe Sonne, großflächige Beschattung erforderlich
Mit drehbaren Lamellen, klappbaren Sonnensegeln oder verschiebbaren Elementen kann man flexibel auf Veränderungen reagieren. Auch Bepflanzungen lassen sich so setzen, dass sie zu verschiedenen Tageszeiten besondere Effekte liefern.
Kombination von Licht und Pflanzen
Pflanzen sind nicht nur Schattenspender – sie gestalten mit ihrem Schatten. Besonders bewegte oder gefiederte Blattstrukturen werfen ein Spiel aus Licht und Dunkelheit, das sich ständig verändert. So entsteht eine Atmosphäre, die man nicht steuern, aber bewusst einrahmen kann.
Beschattung als gestalterische Technik
Neben der natürlichen Verschattung durch Bäume oder Gebäude sind auch technische Lösungen von Bedeutung. Beschattung ist dabei nicht nur funktional – sie beeinflusst direkt die Raumwirkung. Ein gut gesetztes Sonnensegel wirkt anders als ein massiver Pavillon. Transparente Stoffe lassen Licht durch, werfen aber dennoch weiche Schatten.
Gestaltungsideen für flexible Beschattung:
- Sonnensegel in gedeckten Farben mit organischer Formgebung
- Lamellendächer mit einstellbarem Öffnungsgrad
- Rankpflanzen auf leichten Metallstrukturen
- Leicht verschiebbare Vorhänge (auch im Outdoorbereich)
- Bewegliche Screens zur Kombination von Wind- und Sonnenschutz
Auch in Wintergärten kann die Beschattung gezielt zur Gestaltung beitragen. Hier entstehen durch Glasflächen oft starke Lichtintensitäten. Durch Stoffsegel, Rollos oder spezielle Gläser kann man bewusst zonieren und Aufenthaltsqualität steigern.
Schatten als Einladung zur Bewegung
Interessanterweise beeinflusst Schatten auch das Bewegungsverhalten. Menschen suchen instinktiv kühlere, geschütztere Zonen – vor allem im Sommer. Man kann Schatten daher nutzen, um Bewegungsflüsse zu lenken und Nutzungszonen zu definieren.
Wenn man beginnt, Licht nicht nur als Beleuchtung zu sehen, sondern als Teil der Formensprache, verändert sich die gesamte Planung. Schatten wird zu einem Gestaltungspartner auf Augenhöhe.
Bildquelle(n): Von Ramzan on Adobe Stock