Ein Anruf bei... Ben Schwarz

Hallo Herr Schwarz, schön, dass Sie sich ein paar Minuten für ein Gespräch mit dem qm Magazin Zeit nehmen. Sie waren 12 Jahre Bürgermeister von Georgensgmünd, seit 17. Mai 2023 sind Sie neuer Landrat des Landkreises Roth. Ihr Vorgänger Herbert Eckstein brachte es auf fast 30 Dienstjahre in diesem Amt. Was waren die größten Herausforderungen in den ersten Wochen nach Amtsantritt?

Ben Schwarz: Natürlich sind die Erwartungen an den neuen Landrat – nach fast dreißig Jahren erfolgreicher Arbeit meines Vorgängers - sehr hoch. Gleichzeitig wird mir signalisiert, dass es gut und richtig ist, einen eigenen Weg und Stil zu finden.

Gerade wenn der Start ins neue Amt in die Hauptzeit öffentlicher Veranstaltungen und Vereinsfeste fällt, ergibt sich dadurch die beste Gelegenheit, den Landkreis und die Menschen kennenzulernen. Gleiches gilt für das Landratsamt selbst. Dieser „Spagat“ ist mit einem hohen persönlichen Zeiteinsatz verbunden, der aber durch die vielen tollen Erlebnisse und Begegnungen motiviert.

Nachdem ich gerne mit Menschen arbeite, ist das eine positive Herausforderung.

  

Welche Aufgabenbereiche stehen bei Ihnen aktuell besonders im Fokus?

Ben Schwarz: Die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit - der Klimawandel, die Energie- und Mobilitätswende, Nachhaltigkeit, soziale Sicherung, Flucht und Kriege beschäftigen die Menschen. Verkürzt gesagt geht es um die Frage, wie wir ganz konkret Zukunft gestalten.

Die Verbindung von „Leben und Arbeiten“ ist im Landkreis sicherlich ein Schwerpunkt. Je kürzer die Wege, desto besser die Ökobilanz. Dies bedeutet aber, dass die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.

Stichwort „Wohnungsmangel“: Hoher Flächenverbrauch durch reine Einfamilienhaussiedlungen muss durch gezielte maßvolle Nachverdichtung in den Kernorten reduziert werden. Grundsätzlich eine klassische Aufgabe von Städten und Gemeinden. Ein möglicher Weg kann eine gemeinsame Wohnbaugesellschaft sein. Dies müssen aber alle Landkreisgemeinden mutig und miteinander angehen. Gleiches gilt für das Thema Mobilität, das durch den neuen Nahverkehrsplan mit einem „Achsenkonzept“ im Kreistag bereits beschlossen wurde. Thema Digitalisierung – sowohl die Verfügbarkeit des Zugangs, als auch die Digitalisierung von Verwaltungsvorgängen – ein wesentlicher Entwicklungsschritt, bei dem alle Menschen mitgenommen werden müssen. Zentraler Begriff ist hier für mich „Digitale Inklusion“, das heißt allen Menschen den Zugang zur digitalen Welt ermöglichen.

Unsere Betriebe beschäftigt neben dem Fachkräftemangel auch die Energieversorgung und der Klimaschutz. Der Landkreis kann und muss koordinierende Funktion übernehmen in Gesprächen mit lokalen und überregionalen Energieversorgern bzgl. des Ausbaus der Netzstrukturen, aber auch in Fragen regionaler Wertschöpfung bei Projekten erneuerbarer Energien. Hier ist bereits einiges in Bewegung.

Wir stehen im Landkreis auch mitten in der Generalsanierung bzw. des Teilneubaus unserer Kreisklinik, einem wesentlichen Baustein unserer medizinischen Versorgung im Landkreis.

Gerade hier sind politischen Unwägbarkeiten, insbesondere die geplante Krankenhausreform, eine große Herausforderung.

Ein dauerhafter Schwerpunkt ist und bleibt die Verbesserung und der Ausbau unserer Bildungslandschaft. Aktuell wird die Sanierung des Gymnasiums Roth abgeschlossen, ehe es im Bereich der Berufsschule in die konkrete Planung für Sanierung und Neubau einzelner Fachbereiche geht.

 

Was macht den Landkreis Roth auch für Neubürger so attraktiv?

Ben Schwarz: „Vielfalt als Stärke“ – ein prägendes Motto im Landkreis Roth.

Kaum eine andere Region Bayerns bietet so vielfältige Möglichkeiten, Leben, Arbeiten und Freizeit zu verbinden. Vom Nürnberger Reichswald bis zum Jura – vom Altmühltal zum Fränkischen Seenland, trotzdem mittendrin in der Metropolregion Nürnberg …was will man mehr. Regionale Spezialtäten und Produkte machen unsere Gegend außerdem zur echten Genussregion.

Ein sehr gutes Angebot an Kinderbetreuungs- und Bildungsangeboten bietet für junge Familien zusätzlichen Anreiz, hier ihren Lebensmittelpunkt zu finden. Gleichzeitig haben wir im Landkreis eine deutschlandweit fast einmalige, hauptsächlich mittelständisch geführte Unternehmensstruktur mit attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten.

Ein buntes, aktives Vereinsleben und ehrenamtliche Strukturen bieten Neubürgern im Landkreis vielfältige Möglichkeiten Anschluss zu finden.

 

Mit 16 Städten und Gemeinden besticht der Landkreis Roth in allen Bereichen durch eine bunte Vielfalt. Haben Sie einen persönlichen Ausflugstipp - was sollten unsere Leser unbedingt einmal gesehen haben?

Ben Schwarz: Genau das macht es fast unmöglich, lediglich einen Tipp abzugeben. Spontan würde ich aber unseren kürzlich eingeweihten „Witze-Wanderweg“ in Rohr nennen. Hier ist - in Kooperation mit der Gemeinde Rohr und vielen „Humorschaffenden“ - ein wirklich unterhaltsamer, landschaftlich schön gelegener Wanderweg für die ganze Familie entstanden. Gleichzeitig bietet er auch die Möglichkeit unsere regionalen Spezialitäten in einer der typisch fränkischen Lokalitäten und Produkte von unseren Direktvermarktern auszuprobieren. Es lohnt sich!

 

Und zum Schluss, was wünscht sich der private Ben Schwarz für das kommende Jahr?

Ben Schwarz: Ein Wunsch ist, nahe bei den Menschen im Landkreis zu sein. Daneben gibt es natürlich auch meine Familie und Freunde, die mir Kraft, Erdung und Rückhalt für die Aufgaben im Amt geben.

Hier erfahre ich sehr große Unterstützung und versuche auch wichtige Zeitfenster für diesen privaten Bereich zu finden … unsere drei Kinder genießen auf jeden Fall die Zeit, wenn der Papa „greifbar“ ist … und umgekehrt genießt er es auch …

 

Vielen Dank für das Gespräch!