Ratgeber Wohin mit dem Erdaushub

Ach, du liebe Erde!

veröffentlicht am: 09.12.2025

Wer sich den Traum vom eigenen, schlüsselfertigen Haus erfüllt, richtet den Blick meist auf passende Grundrisse, eine moderne Ausstattung und den baldigen Einzugstermin. Doch bevor sich Türen öffnen und der Wohntraum wahr wird, beginnt alles mit einem tiefen Griff in die Erde: Der Bagger rollt an – und in kürzester Zeit türmen sich Tonnen von Bodenmaterial. Genau hier stellt sich eine entscheidende Frage: Wohin mit all der Erde?

   

Was im ersten Moment völlig banal erscheint, kann rasch zur Kostenfalle werden. Denn in vielen Bauverträgen wird der Erdaushub schlicht nicht erwähnt. Wird nichts geregelt, bleibt die Erde – und damit auch die Verantwortung – auf Ihrem Grundstück zurück. Dann sind Sie selbst gefordert, Transport und Entsorgung zu organisieren. Je nach Menge, Zusammensetzung und möglichen Verunreinigungen kann das schnell teuer werden.

   

Was gehört zum Erdaushub?

Beim Aushub einer Baugrube werden verschiedene Bodenschichten freigelegt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen fruchtbarem Mutterboden und tieferen Schichten aus Sand, Lehm oder Kies – hier bei uns in Franken bringt der Boden je nach Lage oftmals eine bunte Mischung mit sich.

Der kostbarste Teil ist dabei der Mutterboden, denn reich an Nährstoffen, Mineralien und Humus, bildet er die Lebensgrundlage für Pflanzen. Dieser wertvolle Boden zählt rechtlich gar nicht zum klassischen Erdaushub, er muss sogar laut Baugesetzbuch (§ 202 BauGB) geschützt und gesondert gelagert werden. Mutterboden darf daher nicht mit anderem Material vermischt werden!

Zum eigentlichen Erdaushub zählen mineralische Bodenbestandteile wie kleine Steine und Kiesel bis etwa zehn Zentimeter Größe. Alles andere – etwa Wurzelwerk, Grasnarbe, Holz, Bauschutt, Glas, Kunststoffe oder Metall – muss vor der Entsorgung sorgfältig aussortiert werden.

   

   

Was kostet die Entsorgung?

Die Entsorgungskosten variieren je nach Region und Deponie. Als grobe Orientierung gelten 3 bis 5 Euro pro Tonne. Erdaushub zählt nicht zum regulären Bauschutt und wird daher gesondert behandelt. Dabei unterscheidet man drei Kategorien: reiner Erdaushub (frei von Fremdstoffen), verunreinigter Erdaushub (mit Ästen, Wurzeln oder Müll durchsetzt) und schadstoffbelasteter Erdaushub (mit Schwermetallen oder Giftstoffen kontaminiert). Unbelastete Erde lässt sich in der Regel unkompliziert abtransportieren. Bei belastetem Material ist jedoch eine aufwendige Reinigung in spezialisierten Bodenbehandlungsanlagen nötig – das kann recht kostspielig werden.

Für den Abtransport werden meist Container oder spezielle Fahrzeuge eingesetzt. Ein Container mit rund 10 m³ Fassungsvermögen (etwa 10 Tonnen) kostet zwischen 180 und 250 Euro pro Woche, inklusive Aufstellen und Abholung. Die anschließende Deponierung schlägt zusätzlich mit etwa 3 bis 5 Euro pro m³ zu Buche – in diesem Beispiel also nochmals 300 bis 500 Euro.

Wichtig: Der Preis hängt vom Material ab. Reiner Erdaushub ist günstiger als verunreinigter Boden. Bei Verdacht auf Schadstoffe sollten Sie unbedingt eine Bodenanalyse durchführen lassen!

   

   

Was fällt überhaupt an?

Die Kosten für die Entsorgung hängen in erster Linie von Menge und Gewicht des Aushubs ab. Um frühzeitig planen zu können, empfiehlt es sich, das benötigte Volumen vorab zu berechnen. Dabei berücksichtigen Sie nicht nur die Grundfläche der Baugrube, sondern auch den zusätzlichen Arbeitsraum, der für Bagger und Geräte nötig ist. Als Beispiel, wird eine Baugrube von 15 x 25 Metern mit einer Tiefe von 5 Metern ausgehoben, sollten Sie rundum zwei Meter hinzuaddieren. So ergibt sich ein Berechnungsmaß von 19 x 29 x 5 Metern – insgesamt rund 2.755 Kubikmeter. Das tatsächliche Gewicht hängt dann von Bodenart, Dichte und Feuchtigkeit ab. Durchschnittlich wiegt ein Kubikmeter Erde zwischen 900 und 1.000 Kilogramm. Im Beispiel kommen somit etwa 2.755 Tonnen Material zusammen, das transportiert und entsorgt werden muss.

   

   

Alternative: Wiederverwendung auf dem Grundstück

Warum teuer entsorgen, wenn Sie die Erde clever nutzen können? Der Aushub bietet oft wertvolles Material für die Gartengestaltung – und spart Ihnen gleichzeitig Kosten. Besonders der nährstoffreiche Mutterboden ist ideal, um neue Rasenflächen anzulegen, Beete zu füllen oder Sträucher und Hecken zu pflanzen.

Wer gerne kreativ wird, kann aus dem Erdmaterial zudem sanfte Geländemodellierungen schaffen: kleine Hügel, natürliche Sichtschutzwälle oder leichte Erhebungen, die Lärm abschirmen und dem Garten Struktur verleihen. In der Praxis fällt beim Hausbau allerdings meist mehr Erde an, als im eigenen Garten sinnvoll genutzt werden kann. Dennoch lohnt es sich, einen Teil des Aushubs einzuplanen – für eine natürliche, lebendige Gestaltung rund um Ihr neues Zuhause.

Unser Tipp: Regeln Sie den Umgang mit Erdaushub frühzeitig und schriftlich im Bauvertrag. So vermeiden Sie Überraschungen und behalten Ihr Budget im Blick!

   


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