Moongate – das Tor zum Mond
veröffentlicht am: 11.12.2025
Fernöstliche Gartenkunst hat ihre ganz eigene Formensprache, die auch hierzulande immer beliebter wird. Ob Bambus, Wasserläufe oder Steinlaternen – die Merkmale der jahrhundertealten Gartentraditionen Chinas und Japans hat ihre ganz eigenen Merkmale. Ein besonderes Highlight sind dabei Mondtore, sogenannte Moongates. Ihre auffallende Form und einzigartige Symbolik zaubern in jeden Garten einen Hauch von asiatischer Mystik und setzen moderne Akzente.
Wer schon einmal durch ein solches kreisrundes Mondtor geschritten ist, kennt dieses leise Gefühl des Übergangs: wie ein Tor in eine andere Welt. In der traditionellen Gartenkunst Chinas und Japans spielen diese Tore seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle – als architektonische Blickfänge und spirituelle Symbole. Auch bei uns findet man sie immer häufiger, harmonisch eingebettet in moderne Designs oder als klassisches Element in fernöstlich inspirierten Gärten. Aber welche Geschichte und Symbolik steckt genau dahinter?
Ursprung & Bauweise
Moongates stammen ursprünglich aus der chinesischen Architektur. Schon in den klassischen Gärten von Suzhou, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, findet man die runden Öffnungen. Traditionell waren diese Tore in eine Mauer eingebettet und meist auf einem kleinen Sockel stehend. Früher waren sie ein Privileg der Wohlhabenden. Mondtore haben aber längst ihren Weg in die ganze Welt gefunden. Auf den Bermuda-Inseln etwa brachte ein Kapitän im 19. Jahrhundert die Idee von einer Chinareise mit. Seither gibt es dort über 40 Moongates, durch die Brautpaare schreiten, um ihr gemeinsames Leben zu besiegeln – ganz so, wie der Kreis des Tores den Ehering symbolisch widerspiegelt.
Ein klassisches Mondtor zu errichten, verlangt präzises handwerkliches Können. Stein für Stein wird es in eine perfekte Rundung gebracht – früher häufig ohne Mörtel, nur durch geschicktes Schichten und Holzgerüste stabilisiert. Während traditionelle Tore meist aus Stein bestehen, finden sich heute auch Varianten aus Holz, Metall oder Cortenstahl. Manche dienen als Durchgang zwischen Gartenräumen, andere eher als Fenster oder Blickfang.
1. Bildquelle: Durchgangstor ARCO | gartenmetall®; 3. Bildquelle: Bogentor ARCO mit Sitzbank aus Hartholz | gartenmetall®
Symbolik & Poesie
In japanischen und chinesischen Gärten steht das Mondtor stets für einen Übergang zwischen zwei getrennten Bereichen, dies kann der öffentliche und private Raum sein, aber auch die Grenze zwischen weltlicher und spiritueller Sphäre. Entscheidet man sich in der Gartengestaltung für ein Moongate, schafft man eine elegante Abgrenzung, die durch ihren Durchblick Räume verbindet, ohne sie vollständig voneinander zu trennen.
Die runde Form der Modtore ist aber weit mehr als ein rein gestalterisches Detail: Sie symbolisiert Vollkommenheit, Einheit und Unendlichkeit. Im Chinesischen klingt das Wort für „rund“ (yuan) genauso wie die Wörter für „Einheit“ und „Garten“ – nur die Schriftzeichen unterscheiden sich. So wird das Mondtor zum Sinnbild für Harmonie und familiären Zusammenhalt. Auch in Japan spielt der Mond eine besondere Rolle. Vollmondnächte werden dort bis heute zelebriert: Familien und Freunde treffen sich, um gemeinsam den Himmelslauf zu beobachten. Häuser und Gärten werden oft so geplant, dass der Mond durch ein Mondtor hindurch besonders eindrucksvoll sichtbar wird – fast wie ein lebendes Gemälde.
Winterzauber
Ein Mondtor wirkt am schönsten, wenn es mit seiner Umgebung harmoniert. Ob zarte Gräser, üppiger Bambus oder filigran rankende Rosen – das Zusammenspiel von Architektur und Natur lässt den Garten lebendig wirken. Besonders eindrucksvoll wirken Mondtore in der kalten Jahreszeit. In asiatischen Gärten werden Moongates bewusst so platziert, dass man durch sie hindurch markante Blickachsen genießen kann, wenn Schnee fällt und sich auf den Sockeln und Rundungen absetzt, verwandeln sie sich dann in fast mystische Portale.
Verstärken lässt sich dieser Eindruck, durch das richtige Licht: Ein beleuchtetes Mondtor im verschneiten Garten kann wie ein leuchtender Vollmond wirken. LED-Streifen oder versteckte Bodenstrahler betonen die runde Form und schaffen in frostigen Nächten eine beinahe magische Atmosphäre. So wird das Mondtor selbst im Winter zum Mittelpunkt des Gartens.
Bildquelle(n): (Titelbild) Uwe – stock.adobe.com, (Bild unten) Elisa – stock.adobe.com