Baupreisauftrieb normalisiert sich
veröffentlicht am: 02.06.2025
Private Bauherren und Vermieter können wieder aufatmen: Die Zeiten rasanter Preissteigerungen am Bau scheinen vorerst vorbei zu sein. Nach Jahren massiver Baupreissteigerungen zeichnet sich für die kommenden Jahre eine Phase der Beruhigung ab. Laut aktueller Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist für dieses Jahr lediglich mit einem Anstieg der Baupreise um 1 Prozent zu rechnen, für 2026 sogar nur um 0,8 Prozent. Erst ab 2027 wird wieder eine leicht zunehmende Dynamik erwartet.
Im Jahr 2024 lag der Baupreisanstieg mit knapp 3 Prozent wieder auf dem langjährigen Durchschnittsniveau. Der Grund: Die Nachfrage nach Bauleistungen ist deutlich zurückgegangen, insbesondere im privaten Wohnungsbau. Die Folge ist eine geringere Auslastung der Bauunternehmen und damit weniger Preisdruck. Die Zinswende zeigt erste Wirkung, auch wenn die Baupreise wegen steigender Lohnkosten weiter zulegen. Weil die Arbeitsproduktivität – sie steht dafür, wie viel in einer bestimmten Zeit gebaut werden kann – stagniert, führen die höheren Löhne zu höheren Kosten pro gebautem Quadratmeter.
Ein Blick in die Prognose zeigt: Erst ab 2027 werden die Baupreise mit 1 Prozent und ab 2028 mit 1,5 Prozent wieder etwas stärker steigen. Die Ursache liegt dann in einer wieder anziehenden Nachfrage, ausgelöst durch die Annahme sinkender Zinsen – allerdings bei gleichzeitig geringeren Kapazitäten, da viele Bauunternehmen in der Krise aus dem Markt ausgeschieden sind.
Privatbau auf Talfahrt
Die Baukonjunktur bleibt 2024 insgesamt schwach. Besonders die Zahl der privaten Bauprojekte ist deutlich zurückgegangen. Genehmigungen für neue Wohnungsbauten sind stark eingebrochen. Zwar sorgen Infrastrukturprojekte im Tiefbau für eine gewisse Stabilisierung, doch dieser Bereich macht nur ein Fünftel des Gesamtmarkts aus. Das reale Bauvolumen sank 2024 um 3,7 Prozent.
Positiv ist: Lieferkettenprobleme und Materialengpässe haben sich entspannt. Dennoch bremsen hohe Finanzierungskosten und stagnierende Einkommen weiterhin die private Bautätigkeit. Die Zurückhaltung bei großen Investitionen ist angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit und Zukunftssorgen verständlich.
Warten auf den Aufschwung
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld bietet aktuell wenig Rückenwind für Investitionen in den Wohnungsbau. Fehlende Aufträge, hohe Energiepreise und ausbleibende Impulse aus dem Ausland belasten die Konjunktur. Zwar senkt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen, doch die positive Wirkung auf Hypothekenkredite wird durch sinkende Einkommensperspektiven konterkariert.
Private Haushalte halten sich mit großen Ausgaben zurück. Die Angst vor Jobverlust und ein verhaltenes Konsumklima führen dazu, dass Investitionen in Wohneigentum auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden bleibt bestehen, doch die Rahmenbedingungen stimmen derzeit noch nicht.
Fazit von RA Gerhard Frieser, Vorsitzender v. Haus & Grund Nürnberg:
Die aktuelle Entwicklung der Baupreise zeigt: Der extreme Kostenauftrieb der letzten Jahre scheint gebrochen. Für private Eigentümer und Vermieter bedeutet das eine dringend benötigte Atempause. Entscheidend wird jedoch sein, ob es der neuen Bundesregierung gelingt, Planungs- und Investitionssicherheit zurückzugewinnen. Dazu braucht es nicht nur stabile Preise, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen und eine Politik, die privates Engagement im Wohnungsbau ermöglicht und anerkennt.“
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