Anruf bei... Gerd Schmelzer
veröffentlicht am: 20.12.2024Hallo Herr Schmelzer, schön, dass Sie sich für ein Interview mit dem qm Magazin Zeit nehmen konnten. Die von Ihnen gegründete alpha Gruppe zählt seit über 40 Jahren als Spezialist für die ganzheitliche Entwicklung von Quartieren, insbesondere für die Revitalisierung bzw. Neukonzeptionierung historischer Gebäude und industrieller Brachfläche. Was fasziniert Sie an der Arbeit mit denkmalgeschützten und historischen Immobilien?
Gerd Schmelzer: Hallo Frau Brenner, ich freue mich über Ihren Anruf. Mich fasziniert schlicht die Herausforderung daran! Solche „Problemimmobilien“ liegen überall, keiner traut sich an sie heran, oftmals aufgrund vieler politischer, bautechnischer und genehmigungspflichtiger Aspekte. Mich reizen diese Komplexität und die ganz individuelle Aufarbeitung. Mit solchen Objekten konnten wir erfolgreich eine Nische besetzen und uns etablieren. Nimmt man sich solcher Objekte an, muss man eben „das große Klavier spielen“. Denn für eine Revitalisierung benötigt es neben einer gehörigen Portion Mut und Kreativität auch jede Menge Kompetenz. Nicht zu vergessen sind die städtebaulichen Herausforderungen, denn solche Immobilien liegen oftmals im Blickpunkt der Öffentlichkeit, denken wir an das Quelle- oder Grundig-Areal. Durch die Revitalisierung und Sanierung erfüllen wir diese geschichtsträchtigen Orte mit neuem Leben. Damit das gelingt muss ein kompetentes Team gemeinsam an einem Strang ziehen, um alle wichtigen Belange abzudecken. Und dies erfolgreich zu meistern, das ist sicherlich der größte Reiz für mich.
Sie haben bereits zahlreiche bekannte Immobilienprojekte in der Region realisiert und revitalisiert. Was war Ihr persönliches Lieblingsprojekt und warum?
Gerd Schmelzer: Das lässt sich nicht pauschal sagen, denn das wechselt über die Jahre, der Fokus wird immer wieder auf neue Projekte gelegt – und Leidenschaft steckt schließlich in jedem Objekt. Da wir unsere Objekte meist behalten und langfristig begleiten, sind viele Immobilien echte Lebensprojekte geworden.
Ich denke an unser Durchbruchsobjekt, die ehemalige Triumph-Adler-Betriebsfläche, die wir 1992 erworben haben, großteils ist das Objekt bis heute in unserem Bestand. Aber auch im Funkhaus Nürnberg oder in den Grundig-Türmen stecken viel Leidenschaft und Kreativität. Oder auch der Augustinerhof, als höchstpolitisches Thema, und die Sebalder Höfe haben einen wichtigen Platz in meiner Liste „Lebensprojekte“. Das Theater Pfütze, das wir seit Jahrzehnten begleiten liegt mir besonders am Herzen.
Brandaktuell ist natürlich das Schöller-Areal in meinem Fokus. Für mich zählt das Areal als bester Platz der Region, ideale Lage zwischen Erlangen und Nürnberg und dabei hochfrequentiert. Ich bin selbst gespannt, was sich daraus entwickelt und ich bin nach wie vor der Meinung, einen besseren Platz für die Universität gibt es in der Region nicht. Wir werden sehen, was sich ergibt. Ein kleines, neues Pflänzchen unter meinen Lieblingsobjekten, wenn man sie so bezeichnen möchte, ist die geplante Neubebauung in der Boxdorfer Dorfmitte. Die Grundstücksflächenentwicklung auf 30.000 qm direkt im gewachsenen Ortskern ist eine Herausforderung, die mich besonders reizt.
Was denken Sie sind aktuell die größten Herausforderungen in der Immobilienbranche und wie gehen Sie damit um?
Gerd Schmelzer: Ich denke die größte Herausforderung ist das ökologische Bauen, das mit viel Verantwortung einhergeht. Die ökologischen Anforderungen an die Gebäude und das Material gepaart mit einem enormen Kostendruck fordern großen Aufwand. Dennoch muss alles in Relation am Schluss stimmen und für den Mieter, egal ob Privat oder Gewerbe, bezahlbar bleiben.
Wie balancieren Sie den Erhalt der historischen Integrität eines Gebäudes mit den modernen Anforderungen an Wohn- und Arbeitsräume?
Gerd Schmelzer: Man muss zeitgemäß und dennoch gefühlvoll mit alten Immobilien umgehen, das ist besonders die Aufgabe der Architekten. Um diese Balance schaffen müssen alle Beteiligten stets gut Abwägen, der Ökologie-Aspekt schwingt da natürlich seit Jahren mit. Es benötigt kreative Wege und diese müssen sich in einem finanziell passenden Rahmen finden.
Was wünschen Sie sich privat und beruflich für das Jahr 2025?
Gerd Schmelzer: Als Vater und mittlerweile 6-facher Opa wünsche ich mir natürlich Gesundheit für mich und meine Familie und natürlich meine Mitarbeiter. Ich wünsch mir weiter Freude an dem, was ich tue, und möchte meinen Optimismus nicht verlieren. Ich wünsche mir, dass die Menschen sich selbst finden und alle in Frieden leben können.
Vielen Dank für das Interview!
Bildquelle(n): alpha Gruppe