ESW: „Wir sind noch lange nicht fertig“
veröffentlicht am: 04.06.2025
ESW stellt drei Bauprojekte mit insgesamt 149 neuen Mietwohnungen in Nürnberg-Schweinau fertig, rund die Hälfte davon als geförderter Wohnungsbau (EOF). 2025 bis 2029 ist die Fertigstellung von insgesamt 659 neuen Mietwohnungen – mindestens 70 % davon als EOF – und 68 Eigentumswohnungen in Nürnberg geplant.
„Es müssen viele verschiedene Akteure konstruktiv an einem Strang ziehen, damit so ein Projekt heutzutage realisierbar ist“, betonte Gerda Peter, Geschäftsführerin des ESW – Evangelisches Siedlungswerk, am Freitag bei der Einweihung der 50 barrierefreien, einkommensorientiert geförderten Mietwohnungen mit Tagespflege in Nürnberg-Schweinau. Mit Siegfried Dengler, Leiter des Stadtplanungsamtes, Stefan Borst, stellvertretender Leiter des Stabes Wohnen, Lisa Yamaguchi, Architektin und Partnerin des beteiligten Architekturbüros dreisterneplus, und Gertrud M. Barth, Finanzvorständin der Stadtmission Nürnberg, kamen diese Akteure im Rahmen der Einweihung auch selbst zu Wort. Lob gab es von vielen Seiten, so auch von Siegfried Dengler, der auf die herausfordernde Entwicklung des Baus einging, „der Verdichtung wagt, aber Nachbarschaft schafft“. Wer meine, dass anspruchsvolle Architektur und soziale Verantwortung nicht zusammenpassten, möge sich hier einmal umsehen, so Dengler weiter. Dekan Dirk Wessel, der auch einen Segen sprach, stand symbolisch für einen weiteren wichtigen Aspekt, nämlich die Frage nach geeigneten Grundstücken und damit auch für ein Thema, das aktuell zahlreiche Kirchengemeinden umtreibt: Was tun mit Grundstücken und kirchlichen Immobilien, die für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr genutzt werden können?
In der Webersgasse sind auf dem ursprünglich mit einem einzelnen Pfarrhaus bebauten Grundstück barrierefreie, bezahlbare Mietwohnungen für bis zu 100 Personen und eine Tagespflegestation mit 18 Plätzen entstanden, was dieses Projekt zu einem guten Beispiel für Ressourcenschonung macht. Die Wohnungen, die alle den gleichen Grundriss haben, können von einer oder zwei Personen bewohnt werden. Wohnraum und Tagespflege können kombiniert in Anspruch genommen werden, müssen aber nicht. Auch diese Flexibilität ist es, die das Projekt ausmacht in einer Gesellschaft, die immer älter wird. Selbst Paare mit unterschiedlichen Pflegebedarfen können so möglichst lange zusammenleben. Dass es sich bei den Wohnungen zudem um geförderten Wohnungsbau handelt, ist eine weitere Besonderheit, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen anschaut. Erst am Dienstag, 13.05.2025, schlug der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) bei einem Pressegespräch anlässlich seines Verbandstages in Regensburg Alarm. Der Neubau der 505 sozial orientierten Mitgliedsunternehmen des Verbandes sei 2024 um ein Fünftel zurückgegangen. Beim geförderten Wohnungsbau zeige sich der Einbruch noch deutlicher: Mit 1.822 geförderten Wohnungen liege der Rückgang bei 42 Prozent. Das Statistische Landesamt bestätigt die Tendenz auch jenseits der Verbandsmitglieder: Dieses vermeldet einen Rückgang der Fertigstellungen für 2024 um 16 % im Vergleich zum Vorjahr, für die bayerischen Großstädte sogar um 25 % weniger.
Gleichzeitig mit der Webersgasse wurde im Sommer vergangenen Jahres rund 100 Meter entfernt in der Sündersbühlstraße ein weiteres Wohnungsbauprojekt des ESW fertiggestellt, das ebenfalls am 23. Mai Einweihung feierte. Die Zielgruppe dieses Projektes waren Familien. So verfügen 45 der insgesamt 54 Mietwohnungen über mindestens drei oder mehr Zimmer. Eine gemeinschaftliche Dachterrasse mit privaten Bereichen und Urban Gardening-Flächen ergänzt den grünen Innenhof mit Spielplatz.
Das dritte Projekt in Schweinau in der Hinteren Marktstraße wurde im Mai dieses Jahres fertiggestellt und umfasst insgesamt 45 Mietwohnungen, 24 davon mit einkommensorientierter Förderung (EOF). Mieterinnen und Mieter profitieren von der hauseigenen Photovoltaikanlage und dem günstigen Mieterstrommodell, das das ESW erstmals aus eigener Hand anbietet. Vorrüstung für E-Mobilität und eine E-Vehikel-Sharing-Station, über die die Bewohnerinnen und Bewohner E-Autos, -Lastenräder und -Fahrräder mieten können, ergänzen das Angebot.
Es geht weiter: ESW plant Fertigstellung von insgesamt über 659 neuen Mietwohnungen und 68 neuen Eigentumswohnungen in Nürnberg bis 2029
Inklusive der Mietwohnungen in der Hinteren Marktstraße plant das ESW 2025 bis 2029 die Fertigstellung von 659 Mietwohnungen in Nürnberg, davon über 70 Prozent als geförderter Wohnungsbau (EOF).
Hinzu kommt die Bautätigkeit des ESW Bauträger, einer Tochterfirma des ESW. Dieser baut aktuell 27 barrierefreie Eigentumswohnungen in der Winterstraße, erstmalig mit einer innovativen und nachhaltigen Eisspeicherheizung. Der Baubeginn für weitere 22 barrierefreie Eigentumswohnungen in Heroldsberg bei Nürnberg ist für Ende 2025 geplant. Beide Bauprojekte entstehen – wie dasjenige in der Webersgasse – auf ehemaligen Kirchengemeindegrundstücken. Noch 2025 erfolgt zudem der Bauantrag für 19 Eigentumswohnungen in Nürnberg-Röthenbach.
„Wir sehen die Herausforderungen, aber wir blicken zuversichtlich in die Zukunft“, konstatierte Gerda Peter abschließend am Dienstag. Natürlich hoffe man auch auf die Politik und Anpassungen in der Förderlandschaft. „Aber“, so die Architektin weiter, „in der Zwischenzeit arbeiten wir natürlich weiter an unserem Auftrag, bezahlbares Wohnen in Bayern zu schaffen. Und der Bedarf zeigt: Wir sind noch lange nicht fertig.“
Bildquelle(n): ESW – © Steffen Koch kochdesignz