Ein Anruf bei Reinhard Zingler

veröffentlicht am: 24.08.2010

Vorstand der Joseph-Stiftung, kirchliches Wohnungsunternehmen

Herr Zingler, seit wann gibt es die Joseph-Stiftung?

Der Erzbischof von Bamberg hat das Unternehmen 1948 gestiftet, als es nach dem Krieg überall an Wohnraum fehlte. Insbesondere Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Ausgebombte, die in sein Bistum nahe der innerdeutschen und tschechischen Grenze strömten, sollten wieder ein Zuhause finden.

Woher hat die Joseph-Stiftung ihren Namen?

Vom Heiligen Joseph, dem Schutzpatron der Familien und der Zimmerleute. Fälschlicherweise wird der Name manchmal auch auf den Gründer, Erzbischof Joseph Otto Kolb zurückgeführt, der die Stiftung mit 25 000 Goldmark ins Leben gerufen hat.

Wie ist das Unternehmen heute aufgebaut?

Wir besetzen drei Kernbereiche: die Wohnungsverwaltung (für eigene und fremde Wohnungen), das Bauträgergeschäft und die Baubetreuung. Daneben organisieren wir im Rahmen von Geschäftsbesorgungsverträgen den Betrieb einiger Baugenossenschaften bzw. Wohnungsgesellschaften. Und wir halten Beteiligungen an über einem Dutzend Unternehmen, die zum großen Teil wiederum Dienstleister im Bereich Bauen und Wohnen sind, z. B. die FIDENTIA Energieservice und Meßdienst GmbH, die BBS (Beton- und Bautenschutz) + Dach GmbH, die Fernwärme Bamberg GmbH, ?

Welche Rolle spielt der kirchliche Hintergrund heute noch in Ihrem Unternehmen?

Wir arbeiten in der Praxis eng mit kirchlichen Partnern zusammen und verwirklichen nachhaltige Projekte. Dieser so oft verwendete Begriff der ?Nachhaltigkeit? hat eigentlich christliche Wurzeln und steht für die ?Bewahrung der Schöpfung.? Konkret bedeutet das, dass wir gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen und auf schnelle Renditen verzichten. Gewinne der Joseph-Stiftung werden in soziale Wohnungsbauprojekte investiert. Der ?gesellschaftliche Ertrag? steht neben dem ökonomischen.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?

Den Zweck der Stiftung zu erfüllen, also eine angemessene und sozial vertretbare Verbesserung der Wohnungsversorgung in der Erzdiözese Bamberg zu erreichen. Dies soll gezielt durch die Initiierung, Förderung, Entwicklung, Durchführung und Auswertung von Modellprojekten, Maßnahmen und Konzepten im Wohnungswesen, insbesondere mit sozialpolitischer bzw. pastoraler Signalwirkung, umgesetzt werden. Wir versuchen, so vielen Menschen wie möglich zu Wohneigentum zu verhelfen und so viele Mietwohnungen wie nötig bereitzustellen.

Können Sie uns mehr über Ihr Betreuungskonzept SOPHIA verraten?

SOPHIA steht für ?Soziale Personenbetreuung ? Hilfen im Alltag? und will Senioren und Menschen mit Behinderung ein selbstständiges und sicheres Leben im eigenen, barrierefreien Zuhause ermöglichen dank professioneller und ehrenamtlicher Dienste. Die Servicezentrale ist rund um die Uhr erreichbar. Das Angebot bietet nicht nur den persönlichen Kontakt, sondern auch einen modernen Hausnotruf mit intelligentem Armband. Durch Bewegungssensoren erkennt es eine Regungslosigkeit des Trägers und löst automatisch Alarm aus. Jeder ? nicht nur Kunden der Joseph-Stiftung ? kann bei SOPHIA teilnehmen. Unterschiedliche Servicepakete mit entsprechendem Leistungsumfang können gebucht werden.

Welche weiteren Projekte gibt es für Senioren?

Zusammen mit der Caritas haben wir das Modell ?In der Heimat wohnen ? ein Leben lang? entwickelt und u.a. in Nürnberg, Forchheim, Hersbruck, Gößweinstein und Bamberg-Gaustadt umgesetzt. Es ermöglicht ebenfalls Bürgern aller Altersstufen, trotz Unterstützungsbedarfs sicher und selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung wohnen zu bleiben. In das Wohnmodell sind ambulante Dienstleistungen der Caritas integriert. Sowohl Mieter der barrierefreien Wohnungen als auch Bürger der jeweiligen Städte können je nach Bedarf Beratung, hauswirtschaftliche und handwerkliche Hilfen, Unterstützung bei Behördenkontakten, ambulante Pflege und Angebote für pflegende Angehörige in Anspruch nehmen.

Herr Zingler, wie entspannen Sie sich von Ihrem stressigen Berufsalltag, wie schalten Sie am besten ab?

Ich habe relativ wenig Stress, da ich gerne viel arbeite. (Lacht). Das Wichtigste ist es, gute Mitarbeiter zu haben, auf die man sich vollkommen verlassen kann. In meiner Freizeit gehe ich am liebsten mit meiner Frau laufen oder fahre mit dem Rennrad.