Anruf bei... Geschäftsführer der Bau-Innung Nürnberg

Ein Anruf bei... Alexander Dänzer-Grassmé

veröffentlicht am: 22.09.2022

Hallo Herr Dänzer-Grassmé, schön, Sie zu unserem Interview begrüßen zu dürfen. Seit Jahresbeginn sind Sie neuer Geschäftsführer der Bau-Innung Nürnberg. Seit 2012 leiten Sie dort bereits das Referat für Bau- und Vergaberecht. Können Sie Ihren bisherigen sowie neuen Aufgabenbereich kurz erläutern?

Alexander Dänzer-Grassmé: Als Referent für Bau– und Vergaberecht informiere ich unsere Mitgliedsbetriebe auch weiterhin allgemein über Neuerungen und Änderungen in dem Referatsbereich. Auf Anfrage erhalten unsere Betriebe rechtliche Unterstützung, z. B. einzelfallbezogen Rat und Auskunft zu einer geschäftlichen Fragestellung. So dies angezeigt ist und wir dazu beauftragt werden, vertreten wir unsere Mitgliedsbetriebe auch nach Außen und führen in deren Namen Korrespondenz mit Auftraggebern, Auftragnehmern oder Dritten.

Die Geschäftsführung innezuhaben bedeutet auch bei einer Innung letztlich nichts anderes als bei einem Unternehmen. Es geht um die Position im Markt, den Außenauftritt, um ein passendes, für die Mitgliedsbetriebe als den Kunden interessantes „Leistungsangebot“, um das Repräsentieren des innungsorganisierten Bauhandwerks auf Veranstaltungen und Zusammenkünften, um Interessenvertretung und „Netzwerken“, um Personalführung und natürlich um den Blick auf die Finanzen.

Die Bau-Innung sieht sich als Vertreter der Interessen des innungsorganisierten Baugewerbes und Dienstleister für die Mitgliedsfirmen. Welche Vorteile bringt eine Mitgliedschaft in der Bau-Innung?

Alexander Dänzer-Grassmé: Zwei Volljuristen und ein Handwerksmeister betreuen als Fachreferenten, unterstützt von den jeweiligen Sekretariaten, die Innungsbetriebe in annähernd allen Fragen der Geschäftstätigkeit. Die Fachreferenten geben Rat und Auskunft in Fragen des Bauvertrags- und Vergaberechts, des Arbeits-, Tarif- und Sozialrechts, des Handwerksrechts, des Ausbildungsrechts und zu vielen weiteren Themenstellungen. Die Möglichkeit zur Inanspruchnahme dieser Leistungen ist bereits mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten und löst, einschließlich der juristischen Vertretung vor Arbeits- und Sozialgerichten, keine weiteren Kosten aus. Viel wichtiger als der Kostenaspekt ist aber der Umstand, dass die Referenten aufgrund der jahrelangen Erfahrung in genau diesen Bereichen ein besonderes Wissen einbringen.

Der Wirkungskreis der Bau-Innung Nürnberg ist vielschichtig. Welche Bereiche möchten Sie künftig stärker ausbauen?

Alexander Dänzer-Grassmé: Die Bauinnung Nürnberg hat in verschiedenen Gewerken von der Handwerkskammer für Mittelfranken die Prüfungshoheit zur Abnahme von Gesellenprüfungen übertragen erhalten, so dass die Auszubildenden in diesen Gewerken vor Prüfungsausschüssen der Bauinnung Nürnberg Zeugnis ihres Erlernten ablegen. Wir haben es hier in der Hand, durch Begleitung der Ausbildung und durch eine sorgfältig gestaltete Prüfung, die Erwartungen an die berufliche Handlungsfähigkeit eines angehenden Gesellen auf dem notwendigen Niveau zu halten.

Wichtig ist mir auch, das Informations- und Schulungsangebot auszuweiten. Wir nehmen regelmäßig wahr, dass in Themen, zu denen eine solche Veranstaltung stattfand, eine erhöhte Sensibilisierung gegeben ist, sodass in Zweifelsfällen vorausschauend und rechtzeitig bei uns Rat eingeholt wird.

Bauboom, Arbeitskräftemangel und Lieferschwierigkeiten von Material – aktuell wichtige Schlagworte in der Baubranche. Wie ist die aktuelle Lage in Nürnberg?

Alexander Dänzer-Grassmé: „Herausfordernd“ trifft es wohl ganz gut. Die Bautätigkeit wird aktuell sowohl durch Fachkräftemangel als auch im Besonderen durch Lieferschwierigkeiten bzw. exorbitante Preissteigerungen bei einigen wesentlichen Materialien behindert. Aber damit wissen Betriebe des Bauhandwerks umzugehen. Wir unterstützen unsere Mitgliedsbetriebe mit unseren Informationen und Beratungsgesprächen darin, Lösungen zu finden. Das ist nicht immer einfach, aber für unsere Betriebe nicht neu, denn auf nahezu jeder Baustelle tritt überraschend eine Situation ein, für die eine Lösung benötigt wird.

Sie sind bereits seit 1996 als Anwalt tätig, lässt Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer noch genügend Zeit für Ihre eigene Kanzlei?

Alexander Dänzer-Grassmé: Nein, natürlich nicht. Ein echter Kanzleibetrieb ist daneben nicht mehr möglich. Aber das war klar, als ich im letzten Sommer das Angebot des Vorstandes annahm, über meine bisherige Tätigkeit hinaus, die Geschäftsführung unserer Innung zu übernehmen. Ich schließe bisherige Mandate ab, was durchaus Monate oder Jahre dauern kann, und nehme nur noch im Ausnahmefall neue Mandate an.

Was steckt hinter Ihrem persönlichem „Projekt 2037“?

Alexander Dänzer-Grassmé: Das ist weniger ein persönliches Projekt als eine Herzensangelegenheit. Die Bau-Innung Nürnberg wurde im Jahre 1887 ins Leben gerufen. Im Jahr 2037 Uhr wird die Bau-Innung Nürnberg folglich ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Um diesen Zeitraum wird auch das Ende meines Berufslebens liegen. Ich verstehe es als Aufgabe und ehrenvolle Verpflichtung, unsere Innung zu diesem Jubiläum zu führen. Die Herausforderung besteht darin, auf dem Bestehendem aufzubauen und es den Entwicklungen im Baugeschehen folgend oder sie manchmal vielleicht sogar vorausnehmend, zeitgemäß weiterzuentwickeln. Digitalisierung ist hier eines der Stichwörter. So zum Beispiel sind aktuelle Informationen und wichtige Formulare für die Mitgliedsbetriebe nun über unsere Homepage abrufbar.

Vielen Dank für das Gespräch!


Bildquelle(n): Bau-Innung Nürnberg