Ein Anruf bei Thomas König

veröffentlicht am: 08.07.2014

Herr König, welche Art von Gutachten fertigen Sie an?

Unsere Gutachten werden in der Regel zur Beurteilung von Schadenereignissen, zur Zustandsbeschreibung oder auch einer wirtschaftlichen Bewertung einer Anlage oder Gerätes benötigt. Beispielsweise wird bei einem Schadengutachten untersucht, ob der Schadenvorgang – also die Ursache, die zu dem Schaden geführt hat – so stattgefunden hat oder nicht. Dazu kommt dann die Bewertung des Schadens und wenn gewünscht, auch die Beratung zur Schadenvermeidung. Die Palette der anhängenden Dienstleistungen an einen Schaden ist unendlich.

Wir bieten vom Gutachten über das Schadenmanagement bis hin zur Schadenregulierung für Versicherungen ein sehr breites Spektrum an. Privatpersonen helfen wir zum Beispiel bei deren Photovoltaikanlage Gewährleistungsansprüche gegenüber der Installationsfirma oder dem Hersteller durchzusetzen, oder umgekehrt helfen wir diesen Firmen überzogenen Anforderungen Ihrer Kunden entgegen zu treten. Wir arbeiten dabei völlig unabhängig und nehmen oft die Position eines Mediators ein. Interessant ist vielleicht auch für die Leser, dass wir speziell die Wertermittlung von Photovoltaikanlagen im Falle des Verkaufs oder Kaufs einer Immobilie sowie in Scheidungsfällen durchführen können.

Und welche Geräte begutachten Sie?

Wir bei inspectis begutachten grundsätzlich jedes Gerät oder Anlage, durch die Strom fließt. Angefangen mit Handys über Notebooks und Geräte der Konsumelektronik, die wir in den Firmenräumen hier in Nürnberg begutachten. Weiter untersuchen wir am Schadenort selber nicht-transportable Anlagen oder wenn sich ein Transport nach Nürnberg nicht wirtschaftlich darstellt. In erster Linie haben wir uns da auf die Erneuerbaren Energien wie Photovoltaikanlagen, Biogasanlagen und auch Maschinen der Landmaschinentechnik spezialisiert. Dabei arbeiten wir mit den verschiedensten wissenschaftlichen Instituten und Einrichtungen zusammen. Für die Industrie und Technischen Versicherungen bearbeiten wir Schäden an Steuerungsanlagen und Industrie-Computern.

Herr König, wie sieht der Alltag eines Schadengutachters aus und welche Kunden bedienen Sie?

Im Alltag des Schadengutachters läuft nie etwas gleich ab, d. h. die zu untersuchenden Schadenereignisse gleichen sich so gut wie nie zu 100 %. Das macht auch den Reiz aus, als Gutachter zu arbeiten. Neben der fachlichen Herausforderung muss der Gutachter jeden Tag flexibel auf die Kundenanforderungen reagieren. Kunden sind hauptsächlich Privatleute, Versicherungen, Gerichte oder auch Unternehmen aus der Industrie. Nachdem der Schadenort besichtigt wurde, werden alle Daten und Fakten zusammengetragen und am Schreibtisch ausgewertet und in einem Gutachten mit einer Aussage zur Plausibilität des Schadenhergangs zusammengefasst. Dazu können noch weitreichende Recherchen und Laboruntersuchungen kommen, die oft mit Anfragen bei Herstellern in Übersee wie Asien oder Indien enden.

Haben Sie oft »knifflige« Fälle?

Ja, das sind genau die Fälle, die am meisten Spaß machen: Bei der Konsumelektronik sind es so Dinge wie ›konnte das Spielzeugauto vom Nachbarskind tatsächlich so den Plasmafernseher beschädigen, das genau dieses Schadenbild entstand‹? Diese Fragestellung führt dann oft zu aufwendigen Nachstellungen in unserem Labor. Vor Ort bei zum Beispiel einem Brandschaden an einer Photovoltaikanlage entscheiden meist Kleinigkeiten, ob Brandstiftung, Falschmontage oder gar ein Marderbiss in ein Kabel der Anlage ursächlich zu dem Brand führten. Hier müssen wir genau hinschauen, denn schnell kann man hier falsch liegen. Deshalb beschäftigen wir nur Gutachter mit jahrelanger Expertise auf Ihrem Fachgebiet.

Neulich hatten wir den Fall bei einer Biogasanlage, dass ständig das erzeugte Gas durch kleine Löcher in der Folie zur Abdeckung des Fermenters entwich. Durch detektivisches Gespür und Untersuchung konnten wir nachweisen, dass die Löcher durch Schrotkörner aus Schüssen mit einer Schrotflinte entstanden sind. Wahrscheinlich war hier Neid des Nachbarn im Spiel.

Sind Sie von Natur aus ein Mensch, der genau hinsieht?

Ja, das muss ich. Als Kaufmann mit dem Werdegang eines Controllers kriegt man aber automatisch ein waches Auge und erkennt Ungereimtheiten und Abweichungen von der Norm schnell.

Sind Sie im »echten Leben« eher ein Bauch- oder Kopfmensch?

Leider viel zu viel Kopfmensch, aber manchmal gewinnt auch der Bauchmensch.

Die Urlaubszeit steht vor der Tür. Wie verbringen Sie diese am liebsten?

Am liebsten fahre ich mit meiner Frau und unserem dreijährigen Magyar Vizsla an die Nord- oder Ostsee und genieße lange Spaziergänge am Wasser mit der tollen frischen Luft. Letztes Jahr haben wir allerdings auch die Berge wieder entdeckt. Ansonsten gehe ich gerne zur Jagd und liebe den Aufenthalt in der Natur.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Geht nicht, gibt es nicht.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr König!