Vor Ort in Kraftshof

veröffentlicht am: 15.10.2010

Farbenfrohe Idylle: Herbstspaziergang durch Kraftshof

Kraftshof befindet sich nördlich von Nürnberg am Rand des Flughafens, rund fünf Kilometer von Thon entfernt.

Das Dorf mit rund 700 Einwohnern liegt idyllisch zwischen Feldern und Gewächshäusern mitten im Knoblauchsland. Es wurde im Jahr 1269 erstmals urkundlich als ?Craphteshof? erwähnt und gilt seit dem 1. Januar 1930 als Gemeindeteil von Nürnberg.

Jahrhundertelang hatte die Patrizierfamilie Kreß von Kressenstein die Herrschaft über Ort und Kirchenpatronat inne, am Westrand des Ortes haben sich mit dem sogenannten Kressenstein Reste des Herrensitzes erhalten.

Wer an einem sonnigen Herbsttag durch Kraftshof schlendert, erlebt die perfekte fränkische Idylle. Am Ortseingang grüßt ein reichbeladener Apfelbaum, in der Hauptstraße entdeckt man Bauernhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts. Restaurierte Häuser, bei denen man noch Teile des ursprünglichen Gemäuers sieht, fügen sich harmonisch in das Straßenbild ein, verschnörkelte Sandsteinbauten gehen nahtlos in Fachwerk und Neubau über, ohne einen Bruch zu erzeugen.

Grün überwucherte Holzrabatten im Sonnenschein, zahlreiche Gärtchen hinter den Häusern, alles prangt in satten, frischen Farben im goldenen Herbstlicht. Vielleicht sind es die kleinen Details, die das Ganze so stimmig machen, wie Fensterläden, schmiedeeiserne Zäune und Briefkästen, die unauffällig im selben grünen oder braunen Farbton glänzen.

Das Herz des malerischen Dörfchens ist die St. Georgskirche. Sie wurde im Jahre 1315 erbaut und dem Schutzheiligen St. Georg geweiht. Da im Mittelalter nur Städte das Recht besaßen, sich mit einer Mauer zu schützen, wurde sie wie die Kirchen in zahlreichen anderen Dörfern als Wehrkirche mit Mauern um Kirche und Friedhof errichtet. Der Wehrgang mit seinen kleinen Türmchen ist heute ein beliebtes Bildmotiv für die zahlreichen Hochzeiten, die in der reich ausgestatteten evangelischen Kirche stattfinden.

?Wir sehen jedes Wochenende die Hochzeiten und staunen, wie sich die Brautmode mit der Zeit wandelt.?, erzählt der sympathische, ältere Herr, der direkt in der wunderschönen Fachwerkmauer über dem Friedhofseingang wohnt. Er grüßt ebenso freundlich und selbstverständlich wie alle Dorfbewohner, denen man auf der Straße begegnet, Eltern mit Kindern, jungen Leuten und Rentnern.

500 Meter östlich des Ortes liegt der berühmte ?Irrhain?, der 1676 vom Kraftshofer Pfarrer Martin Limburger als Versammlungsort für den Pegnesischen Blumenorden vorgeschlagen wurde, um naturnahe Dichtung pflegen zu können. Das Zugangsportal, die anschließende Eichenallee (?Grüner Gang?) und einige Denkmale sind erhalten, die Weggestaltung des labyrinthischen Irrgartens wurde allerdings bereits 1802 so vereinfacht, dass ein Verirren nicht mehr möglich ist. Heute dient der Irrhain mit wild wachsenden Bäumen und anderen Pflanzen als Naturdenkmal.

Im Frühjahr lädt Kraftshof gemeinsam mit Boxdorf und Neunhof zum ?Tag der Offenen Tür im Knoblauchsland? ein, an dem über 20 ländliche Betriebe rund 25.000 Besucher aus der ganzen Region empfangen. Neben Informationen über den Gemüseanbau werden Kutschfahrten, Streichelzoo und ein Kinderprogramm angeboten. Im September findet dann die traditionelle ?Kärwa? mit Trachten, Blaskapelle und fränkischen Spezialitäten statt.

Bevor wir den freundlichen Ort verlassen, stoßen wir unerwarteterweise auf einen kleinen Zaubergarten hinter der Wehrmauer. Verwaiste Tische und Stühle zwischen üppig bewachsenen Pflanzenkästen, Fragmenten von Statuen und altmodischen Straßenlaternen warten auf unbekannte Gäste.

Es ist die Mischung zwischen traditionell und modern, die hier so perfekt gelungen ist, dass alle Elemente sich gegenseitig ergänzen. Moderne Dächer mit Solaranlagen thronen neben altmodischen Dachgauben und rosenumrankten Gitterzäunen, Straßenschilder in Sütterlin hängen neben schlichten, zeitgemäßen Werbetafeln, Traktor und Chrysler stehen einträchtig nebeneinander, im Winkel zwischen Sandstein, Holzschuppen und Neubau. Ruhig, aber keinesfalls langweilig, traditionell, aber kein bisschen angestaubt, ländlich, aber doch extrem stadtnah. Der nächste Sonntagsausflug nach Kraftshof ist fest eingeplant.

(Text: Margrita Hägele)

Weitere Informationen unter www.kraftshof.de