Anruf bei... Geschäftsführer IVD Süd e.V.

Ein Anruf bei... Ralf Sorg

veröffentlicht am: 27.03.2023

Herr Sorg, vielen Dank, dass Sie sich für ein Gespräch mit uns Zeit nehmen. Sie sind Geschäftsführer des IVD Süd, also dem Regionalverband der Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern des Immobilienverbands Deutschland. Können Sie den Lesern kurz zusammenfassen, was die Aufgaben des IVD sind?

Ralf Sorg: Der Immobilienverband IVD ist der Berufsverband für Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständige. Der Verband tritt aktiv für den Verbraucherschutz ein, um das Ansehen der Branche zu stärken. Dazu hat er beispielsweise die Ombudsstelle „Immobilien – Grunderwerb und Verwaltung“ ins Leben gerufen, die bei Meinungsdifferenzen außergerichtlich Schlichtungen herbeiführt. Die Ombudsstelle ist eine beim Bundesamt für Justiz registrierte Verbraucherschlichtungsstelle im Sinne des Verbraucherstreitbeilegungsgesetzes.

Und auf regionaler Ebene?

Ralf Sorg: Die Service-Hotlines bieten den Mitgliedern Hilfestellung und Unterstützung bei fachlichen und rechtlichen Fragen. Daneben veranstaltet allein der IVD Süd über 100 Weiterbildungsveranstaltungen pro Jahr. Mit regelmäßigen Pressemeldungen informiert er die Öffentlichkeit über immobilienwirtschaftliche Themen, insbesondere Preisentwicklungen, um den Markt für Anbieter und Verbraucher gleichermaßen transparent zu gestalten.

Welche Ziele verfolgt dabei die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Immobilienverbände, kurz ABI?

Ralf Sorg: In der ABI haben sich die Immobilienverbände Haus und Grund (HuG), der Verband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) und der IVD Süd zusammengeschlossen. Die Verbände haben zwar unterschiedliche Zielgruppen hinsichtlich der Mitglieder, jedoch verfolgen sie auch gemeinsame Ziele wie bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen und den Immobilienmarkt fair und transparent zu gestalten. In der ABI können diese Themen gemeinsam bearbeitet und kommuniziert werden.

Was ist, aus Ihrer Sicht, aktuell die größte Herausforderung der Immobilienbranche – regional und bundesweit?

Ralf Sorg: Die größte Herausforderung für das Jahr 2023 ist der Wunsch der Politik, jährlich bis zu 400.000 neue Wohnungen zu schaffen. Dieses Ziel trifft aufgrund der gestiegenen Zinsen und der hohen Inflation auf einen vollkommen veränderten Markt. Viele potentielle Käufer müssen ihren Wunsch vom Eigenheim zurückstellen, da die Finanzierungen deutlich anspruchsvoller geworden sind. Die Immobilienpreise geben nach, Vermarktungszeiten verlängern sich und das Neubausegment ist vielerorts zum Erliegen gekommen.

Zusätzlich zu diesen Marktveränderungen sind die Lieferketten für Baustoffe und andere Güter immer noch durch die Corona-Krise belastet. Dies wird verschärft durch den Ukraine-Krieg, der bei uns zur Energieknappheit und somit zu hohen Energiepreisen geführt hat.

Was ändert sich 2023 für Wohneigentümer, Vermieter und Bauherren?

Ralf Sorg: Der energetische Zustand eines Gebäudes war schon in den letzten Jahren sehr wichtig. Durch die hohen Energiepreise sowie der Aufteilung der CO2-Abgabe zwischen Mieter und Vermieter ab 2023 wird die Energieeffizienz eines Gebäudes immer wichtiger bei Neubauvorhaben. Im Bestand steht das Thema energetische Sanierungen im Fokus. Die Energieeffizienzklasse einer Immobilie wird neben der Lage zum entscheidenden Wertfaktor.

Welche Projekte/Initiativen sollen heuer verstärkt vorangetrieben werden?

Ralf Sorg: Die vorherrschende Wohnungsknappheit wird nicht durch neue gesetzliche Vorgaben entschärft, sondern nur durch mehr Neubau. Daher sollte der Gesetzgeber den Neubau durch weitere steuerliche Anreize fördern, die Eigentumsbildung durch Absenkung der Grunderwerbsteuer für Erstkäufer erleichtern, Bauvorschriften entschlacken und die Anforderungen an Gebäude nicht weiter verschärfen. Letztere treiben die Baukosten und somit auch die Mietpreise über Gebühr nach oben.

Und zum Abschluss - was wünscht sich der private Ralf Sorg für das Jahr 2023?

Ralf Sorg: Persönlich wünsche ich mir eine schnelle Beendigung des Krieges in der Ukraine sowie eine günstige und stabile Energieversorgung. Angst und Ungewissheit in der Gesellschaft würden abnehmen und somit die Lebensqualität für jeden einzelnen steigen.

Vielen Dank für das informative Gespräch!


Bildquelle(n): IVD Süd e.V.