Anruf bei... Baureferentin der Stadt Fürth

Ein Anruf bei... Christine Lippert

veröffentlicht am: 12.05.2023

Hallo Frau Lippert, vielen Dank, dass Sie sich für ein Gespräch mit uns Zeit nehmen. Seit 2016 sind Sie nun Baureferentin der Stadt Fürth. Vergangenes Jahr wurde Sie in Ihrem Amt bestätigt. Was waren die größten Herausforderungen bisher?

Christine Lippert: Fürth ist glücklicherweise eine immer attraktiver werdende Stadt. Damit das so weitergeht, haben wir unter anderem die Innenstadt rund um das Amtsgericht und das neu eröffnete Einkaufszentrum Flair neugestaltet. Das momentan drängendste Thema ist jedoch der dringend benötigte Schulraum. Dafür haben wir die Planungen für zwei klimaneutrale Gymnasien - das Helene-Lange-Gymnasium und das Heinrich-Schliemann-Gymnasium, um mit diesen bisher in der Stadtgeschichte kostenintensivsten Baumaßnahmen zeitnah beginnen zu können. Zudem gibt es ein Sanierungsprogramm für 14 Grundschulen. Und das alles in Zeiten von Corona, Fachkräftemangel und Lieferengpässen.

Vergangenes Jahr konnte die 130.000 Neubürgerin Fürths begrüßt werden, ein Beweis für die steigende Attraktivität der Stadt. Fehlender Wohnraum ist aber deutschlandweit ein Problem, wie ist die Lage in der Kleeblattstadt?

Christine Lippert: Auch in Fürth wird Wohnraum benötigt, gerade weil wir in den letzten 10 Jahren stetig attraktiver geworden sind und die Einwohnerzahl gestiegen ist. Glücklicherweise haben wir in Fürth sehr viele verschiedene Akteure, die kontinuierlich in allen Preissegmenten Wohnraum schaffen.

Welche Projekte zur Schaffung neuen Wohnraums sind aktuell in der Planung?

Christine Lippert: Eines der größten Projekte war sicherlich die Wohnraumschaffung an der Würzburger Straße mit 106 Wohneinheiten, vom Reihenhaus bis zum sozialgeförderten Wohnraum mit eigener Kindertagesstätte und das als Modellprojekt für den experimenteller Wohnungsbau.

Mit der Erhöhung des Leitzinses werden tatsächlich viele frei finanzierte Projekte aktuell auf Eis gelegt. Da es jedoch neue Fördermaßnahmen für den sozialgeförderten Wohnungsbau geben soll, könnte dieser wieder attraktiver werden. Zudem gibt es viele Nachverdichtungen über das gesamte Stadtgebiet hinweg, auch von unseren Baugenossenschaften, die kontinuierlich kostengünstigen Wohnraum schaffen.

Die Anpassung des Verkehrsnetzes an die heutigen Mobilitätsanforderung sind eine weitere Mammutaufgabe, die es gilt umzusetzen. Wie sind hier die Pläne – Stichwort neues Radverkehrskonzept (RVK)?

Christine Lippert: Die Flächen, die dem Verkehr zur Verfügung stehen, werden nicht mehr. So gibt es zunehmende Nutzungskonkurrenzen, da immer mehr Menschen die Straße nutzen, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad und gleichzeitig auch die Neuanmeldungen von Autos weiterhin zunehmen. Um die unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen, sind wir gerade in Vorbereitung für einen Verkehrsentwicklungsplan (VEP). In diesem Prozess soll gemeinsam mit Expertinnen und Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet werden, wie wir uns in Fürth in den nächsten 15 Jahren den Verkehr vorstellen und wo wir handeln müssen, um dort hinzukommen. Dabei gilt es die gesamte Stadt anzusehen. Die Erreichbarkeit mit dem Bus oder U-Bahn in Mannhof ist sicher eine andere wie in der Innenstadt. Das Radverkehrskonzept ist hier ein wichtiger Bestandteil, genauso wie das Parkraumkonzept und das Wirtschaftsverkehrskonzept, in dem es um die Anforderungen von Gewerbe und Handel geht.

Der Erhalt historischer Bausubstanz ist ein zentrales Anliegen der Denkmalstadt Fürth, wie gelingt das?

Christine Lippert: Wir haben in den letzten 20 Jahren gesehen, was mit dem großen Engagement von privaten Eigentümerinnen und Eigentümern, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Stadtheimatpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde möglich ist. In der Königstraße ist sehr gut sichtbar, was sich Positives entwickeln kann, wenn mit ersten Sanierungsmaßnahmen begonnen wird. Inzwischen gibt es sehr viel Sensibilität für den Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude. So erkennen Bewohnerinnen und Bewohner beispielsweise den Wert von knarzenden Decken oder krummen Wände mit 100-jähriger Geschichte. Die einzigartigen Straßenzüge der westlichen und östlichen Innen- und Südstadt sind neben der Hornschuchpromenade ein echtes Markenzeichen in Fürth, das es zu bewahren gilt.

Und zum Abschluss, was macht Fürth für Sie persönlich so lebenswert und was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?

Christine Lippert: Fürth lebt von seiner Vielseitigkeit und Individualität. In Fürth ist jeder Stadtteil anders geprägt. Das müssen wir unbedingt erhalten, was aber auch bedeutet, dass es für jede Aufgabe eine individuelle Lösung braucht. Um diese zu finden, wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir mit allen Beteiligten weiterhin im offenen Dialog bleiben. Dann bleibt Fürth „Fürth“.

Vielen Dank für das informative Gespräch!


Bildquelle(n): Stadt Fürth